Es gilt, einen modernen Innovationsprozess zu entwickeln. Wie geht das?
Innovation kann als jede Veränderung an einem Produkt, einer Dienstleistung oder einem Geschäftsprozess definiert werden, die Wert schafft. Dabei kann es sich entweder um eine schrittweise Verbesserung handeln oder um die Schöpfung von etwas völlig Neuem.
Das Konzept der Innovationsentwicklung, also der Prozess, den Unternehmen durchlaufen, um neue Ideen zu entwickeln, zu testen und zur Marktreife zu bringen, ist in Zeiten der digitalen Transformation dramatisch verändert worden.
Traditionell konzentrierten sich Unternehmen auf das fertige Produkt. Das Testen von Ideen war ziemlich schwierig und teuer, sodass Entscheidungen und frühe Ideen für Innovationen auf der Analyse, Intuition und der Position der Führungskräfte beruhten. Echtes Feedback vom Markt kam erst relativ spät im Prozess, daher bestand die vorrangige Sorge darin, offensichtliche Fehler zu vermeiden.
Im digitalen Zeitalter kommen Innovationen auf eine radikal andere Weise zustande, nämlich durch schnelles Experimentieren und kontinuierliches Lernen.
Man konzentriert sich nicht mehr auf das fertige Produkt, sondern versucht, das Problem zu erkennen und dann mehrere Lösungen zu entwickeln, sie anzubieten und daraus zu lernen.
Es werden sogenannte MVPs (Minimum Viable Products) entwickelt, also Produkte, die nur den Minimalanforderungen genügen. Diese werden im Marktumfeld getestet, weiterentwickelt, angepasst und wieder verbessert.
In jedem Stadium werden Hypothesen und Annahmen auf der Grundlage der Validierung durch die Kunden und der Marktreaktionen getestet und zugehörige Entscheidungen gefällt. Die Nase vorne haben die diejenigen, die die richtigen Fragen stellen, und nicht diejenigen, die behaupten, die Antworten zu kennen. Da sich Ideen dank neuer Technologien schneller testen lassen und die Kundenfeedbacks effizienter und im direkten Austausch messen lassen, ist dieser neue Innovationsansatz unerlässlich, um neue Ideen schneller, kostengünstiger und weniger risikobehaftet, dafür aber mit größeren Lernerfolgen auf den Markt zu bringen.
Es gilt das neue Innovationsparadigma. Entscheidungen werden auf der Grundlage von Tests und Validierungen getroffen. Das Testen von Ideen und Produkten gestaltet sich preiswert, schnell und einfach. Experimente werden ständig und von allen durchgeführt. Die Herausforderung in puncto Innovationen besteht darin, das richtige Problem zu lösen. Aus Fehlern wird frühzeitig und kostenschonend gelernt. Der Fokus liegt auf minimal brauchbaren Prototypen und der Produktiteration nach der Markteinführung. (Rogers 2017, S. 145)
Folgende Fragen beschreiben das neue Innovationsverständnis im Zeichen der digitalen Transformation:
- Wird das innovative Denken kontinuierlich gefördert und werden Fehlschläge akzeptiert, um den Lerneffekt zu verstärken?
- Werden Innovationen (neue Wege und Angebote) aktiv gesucht, auch wenn sie nichts mit dem Kerngeschäft zu tun haben?
- Werden Innovationen in schnellen Zyklen durchgeführt und wurde dabei ein klarer Time-to-Market-Prozess für die Einführung von neuen Angeboten entwickelt?
- Wird intensiv und permanent dafür gesorgt, dass das Angebot an die Bedürfnisse der Kunden angepasst wird und immer bessere Problemlösungen für die Zielgruppen geschaffen werden?
- Werden die Stakeholder (Kunden, Lieferanten, Partner, Umfeld) in die Entwicklung des Unternehmens eingebunden, und erlaubt das Wettbewerbsverständnis/der Fokus eine Kooperation mit Wettbewerbern?
Für die neue Art der Innovationsentwicklung ist auch ein experimenteller Umgang mit neuen Ideen, Prototypen und fertigen Angeboten nötig. Dabei sollten Sie darauf achten, die sieben Prinzipien des Experimentierens umzusetzen:
- Lernen Sie früh.
- Seien Sie schnell, und integrieren Sie.
- Konzentrieren Sie sich auf das Problem, nicht auf die Lösung.
- Holen Sie glaubwürdiges Feedback ein.
- Messen Sie, was jetzt wichtig ist.
- Testen Sie Ihre Annahmen.
- Scheitern Sie klug.
Innovationsforscher weltweit werden nicht müde, das gute Grundklima in einer Abteilung oder Firma/Praxis als Nährboden für neue Wege und Produkte zu betonen. Wenn sich die Menschen sicher fühlen, sowohl ökonomisch als auch menschlich, dann sind sie bereit, Vorschläge zu machen. Sind Sie unsicher, herrscht ein Gefühl der Angst in der Abteilung, dann werden Sie sich zurückhalten. Die Angst ausgelacht zu werden, ist zu groß. Äußern Ihre Mitarbeiter gerne Vorschläge?
Der Innovationsprozess besteht nach Thom aus drei Teilen: Ideen generieren, Ideen bewerten und Ideen umsetzen. Wenn ein Teil dieses Prozesses bereits außer Kraft gesetzt wird, dann ist es schwer, neue Wege zu finden und Innovationen umzusetzen oder sich aus den sich bietenden Möglichkeiten die beste auszusuchen. (Vgl. Thom 1980)
Es ist also grundsätzlich der Input an Ideen zu erhöhen. Langfristig erfolgreiche Unternehmen messen dieser Frage große Bedeutung zu. Viele Unternehmen haben jedoch einen seelenlosen Ideenfindungsprozess installiert, der von den Mitarbeitern nicht angenommen wird.
Meist liegt der Grund in der Umsetzungspraxis, sprich: in der fehlenden Belohnung (immaterieller und materieller Art) der Ideenfinder. Wenn Einfälle sowieso nicht honoriert und umgesetzt werden oder sogar von anderen als die eigenen reklamiert werden, sinkt die Bereitschaft, gute Ideen zu liefern.
Eine Kultur der neuen Wege ist für Sie und das Unternehmen sehr wichtig. Dafür sollten Sie ein authentisches System für und mit den Mitarbeitern und Partnern entwickeln, umsetzen und jährlich auf Effektivität anhand von Kennzahlen prüfen, die den Beteiligten vorher bekannt sind. Nehmen Sie sich jeden Tag, jede Woche, jeden Monat 5 – 10 % Ihrer Zeit für neue Ideen und Wege.
Mindestens einmal pro Jahr ist der Ideenfindungsprozess im Unternehmen zu überwachen und zu bewerten, Verbesserungsmaßnahmen sind gegebenenfalls abzuleiten.
Umsetzungsziel:
Wir stellen unsere Innovationsfähigkeit auf einen permanenten Prüfstand. Wir tun das, um Innovationen in unsere neuen Angebote vermarktungsfähig einzuarbeiten. Wir beziehen die Kundenreaktion ganz früh in den Entwicklungspfad ein und lernen aus den Reaktionen.
In der Folge erwachsen für unsere neuen Geschäftsmodelle klare kundenseitig getriebene Ideen zur Verbesserung, die iterativ umgesetzt werden. Das ist elementar für die Folgeprozesse der Produktentwicklung, die Time-to-Market und den elementaren Vermarktungsprozess selbst.

